"Traumtänzerin" von Alicia Zett [Rezension]

"Das Leben ist schon komisch. Tagein, tagaus folgen wir demselben Rhythmus. Und dann, von jetzt auf gleich, ändert sich alles. Als hätte jemand ein Stück herausgenommen und es woanders eingesetzt."*

Inhalt

Charlie steht kurz vor dem Abitur, mit ihrem Vater redet sie kaum noch ein Wort und in der Schule würde sie sich am liebsten unter einem Tarnumhang verstecken.
Denn Charlie hat ein Geheimnis, das sie nicht einmal ihren zwei besten Freunden anvertrauen kann.
Sie hat sich in ein Mädchen verliebt - genauer gesagt in ihre beste Freundin Mia.
Während Charlie nur Augen für Mia hat, entgeht ihr, dass jemand anderes alles tut, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen...

Meine Meinung

"Traumtänzerin" ist das erste Buch von Alicia Zett und da es mich extrem angesprochen hat, musste ich es einfach lesen. Das Cover hat mich auch geködert, aber wer mich kennt, der weiß, dass ich schöne Buchcover liebe!
Zum Inhalt noch etwas genauer:
Die 18-jährige Charlie hat ein Geheimnis, dass sie lange für sich behält: sie ist lesbisch. Das kann sie aber nicht einmal ihren besten Freunden sagen, denn immerhin ist sie in Mia verliebt, die nebenbei ihre beste Freundin ist. Aber ihre Sexualität ist nicht das einzige, womit Charlie im Moment zu kämpfen hat. Denn das Abitur steht an und nebenbei ist ihr Verhältnis zu ihrem Vater nicht gerade das Beste, was vor allem daran liegt, dass er seine Probleme falsch verarbeitet. Nach einer Party kommt es dazu, dass Charlie sich ihrem anderen besten Freund Luke anvertraut, der schwul ist und sie in diesem Moment bestens versteht. Das Outing vor ihrer Mutter verläuft ebenfalls bestens, aber Charlie ahnt nicht, dass ihre Mutter es an ihren Vater weiter gibt, welcher nicht ganz so begeistert von der Sache ist. Durch die ganzen Gefühle für Mia und das andere Durcheinander, merkt Charlie gar nicht, dass es da noch eine andere Person gibt, die sehr starke Gefühle für sie empfindet...

Und mit diesem Buch befindet sich unter den ganzen Jugendbüchern eine weitere Geschichte, die die Liebe zwischen zwei Mädchen als Thema hat. Das Szenario kommt einem bekannt vor und scheint auf den ersten Blick nicht so originell, aber manchmal täuscht der erste Eindruck auch.
Ich fang dieses Mal bei dem Cover und der generellen Aufmachung des Buches an. Man hat die Silhouetten der zwei Mädchen, die miteinander tanzen und in diesen Silhouetten ein Stück Universum, denn die Sterne funkeln nur vor sich hin, wenn man  einen genaueren Blick darauf wirft. Ich finde es wahnsinnig schön, da dieses Motiv echt toll ist und auch die restlichen Farben gut harmonieren. Eine weitere Sache, die genial ist, ist der Regenbogen auf dem Buchrücken. Dadurch erkennt man sofort, dass es ein LGBT Roman ist. Die Aufmachung im Buch selbst ist total süß, denn an das Ende eines Kapitels ist durch ein passendes Bildchen ergänzt, was die Freude beim Lesen größer macht.
So, und nun zum Eingemachten, dem Inhalt: die Idee, die Alicia Zett hatte, ist nicht wirklich originell, denn wie oft hatten wir schon eine Geschichte, in der der/die Protagonist/in in die/den beste/n Freund/in verliebt ist? Aber hier hatte man dennoch andere Aspekte, die dazu geführt haben, dass mir das Buch dennoch so gut gefallen hat. Man hat zum einen Charlies Sexualität und auf der andere Seite die komplizierte Beziehung zu ihrem Vater, die in meinen Augen sehr gut dargestellt ist, denn man hat auch den Aspekt mit der Mutter, die den Vater erträgt, damit ihre Kinder ein besseres Leben haben. Im Endeffekt ging es eher darum, dass Charlie lernt die Angst zu ihrem Vater zu überwinden und damit ihr Leben so zu leben, wie sie es möchte. Daher hat es mir super gut gefallen. Die Umsetzung der Geschichte ist der Autorin gut gelungen, auch, wenn es an manchen Stellen etwas holprig war. Die Wendungen kamen an den passenden Stellen und auch die Entwicklung der Liebesgeschichte in Bezug auf diese andere Person hat mir sehr gut gefallen. 
Der Schreibstil ist locker und lässt sich sehr leicht lesen, nur fand ich, dass man schon gemerkt hat, dass es das erste Buch von Alicia Zett ist. Die Wortwahl war nicht in allen Fällen ideal, aber das kann ich der Autorin nicht verübeln, denn ich glaube kaum, dass ich selbst es da besser gemacht hätte. Ich schätze, dass es einfach Übung braucht, aber dennoch hat die Autorin ihren eigenen Stil gefunden, denn sie ist ihm über das ganze Buch über treu geblieben. 
Die Charaktere, die Alicia gestaltet hat, wachsen dem Leser bis auf einige Ausnahmen ans Herz. Gerade Charlie ist eine sehr liebenswerte Protagonistin, in die man sich als Leser sehr gut hinein versetzen kann. Ich habe gerne aus ihrer Sicht gelesen und das Gefühl gehabt mit ihr zusammen die Geschichte zu erleben. Als Leser fiebert man mit ihr mit und fühlt auch die Dinge, die sie fühlt. So macht das Lesen am meisten Spaß! Luke, der beste Freund, der schwul ist (ja, ein Klischee) wächst einem sofort ans Herz. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen, dass man ihn nicht gern hat. Über Mia sage ich kurz etwas: sie war ein Charakter, den ich nicht wirklich mochte. Charlies Vater mag man zwar auch nicht, aber er ist wirklich raffiniert gestaltet. Als Leser möchte man ihn verstehen lernen und die Beweggründe seines Handelns heraus finden, was man tatsächlich auch tut. Und die geheimnisvolle Fremde wächst dem Leser in meinen Augen ebenfalls ans Herz, auch wenn ich mich über so einige Sachen gewundert habe. Aber mehr sage ich euch nicht, denn sonst nehme ich euch ja vorweg, wer es denn sein könnte (auch, wenn mir das ziemlich schnell klar war).
 Mein Fazit: Ich empfehle dieses Buch weiter, vor allem an jüngere Mädchen (und Jungs), die ebenfalls gerade mit ähnlichen Problemen kämpfen wie Charlie. Ich denke, dass es ihnen weiter helfen könnte. Aber ich empfehle es auch an alle anderen weiter, die Lust auf eine süße Liebesgeschichte haben!

Bewertung

Ich gebe "Traumtänzerin" von Alicia Zett insgesamt 3,5 von 5 Sternen, da es in meinen Augen ein echt gutes Buch ist, aber Luft nach oben ist noch und ich bin mir sicher, dass die Autorin diese Luft nutzen wird, wenn sie weitere Bücher schreibt.
Eure szebra

Zum Buch

Titel: Traumtänzerin
Autorin: Alicia Zett
Erscheinungstermin: 17. August 2018
Preis: 20.99€ (HC); 12.99€ (TB); 7.99€ (eBook)
Seiten: 400
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Autorin

Alicia Zett wurde 1996 geboren und lebt zurzeit in Frankfurt.
Als sie im Alter von dreizehn Jahren zum ersten Mal die Frankfurter Buchmesse besuchte, verliebte sie sich in den Geruch der Bücher und in diese Stadt.
Sie studiert Motion Pictures, also Film, und schreibt seit der zweiten Klasse ohne Punkt und Komma - was ihre Deutsch LK-Lehrerin oft zur Verzweiflung gebracht hat.
Am liebsten schreibt sie im Stehen, und ohne ihr morgendliches Müsli wäre dieser Roman sicher noch lange nicht fertig. 

Vielen Dank an Books on Demand für das Rezensionsexemplar!

* S.7, "Traumtänzerin", Alicia Zett

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

"The Love Hypothesis" von Ali Hazelwood [Rezension]

"Artemis Fowl" von Eoin Colfer [Rezension]

Mehr Schwarz als Lila by Lena Gorelik [Rezension]