Was wir dachten, was wir taten by Lea-Lina Oppermann [Rezension]

"Es gibt Wörter, da kommt es gar nicht darauf an, wie du sie aussprichst. Es reicht, dass du es tust."

Inhalt

Amokalarm. Eine maskierte Person dringt ins Klassenzimmer ein und diktiert mit geladener Pistole Aufgaben, die erbarmungslos die Geheimnisse aller an die Oberfläche zerren. Arroganz, Diebstähle, Mitläufertum, Lügen – hinter sorgsam gepflegten Fassaden tun sich persönliche Abgründe auf. Fiona ringt fassungslos mit ihrer Handlungsunfähigkeit, Mark verspürt Genugtuung und Herr Filler schwankt zwischen Aggression und Passivität. Als sie den Angreifer enttarnen, sind die Grenzen der Normalität so weit überschritten, dass es für niemanden mehr ein Zurück gibt.

Meine Meinung

In diesem Buch geht es um eine Schulklasse, bei der man als Leser in die Rollen von drei Personen schlüpft. Diese sind zwei Schüler, Mark und Fiona, und der Lehrer Herr Filler. Ein Amokalarm bringt die Schüler in Unruhe und die Klasse schließt sich im Klassenzimmer ein, um sich zu schützen. Aber sie werden gezwungen, da der Amokläufer eine Geisel genommen hat und droht diese zu töten, wenn sie ihn nicht herein lassen. Ab dem Moment beginnt der Schrecken, denn der Amokläufer scheint die Schüler und den Lehrer ganz genau zu kennen, denn er stellt ihnen Aufgaben, die sie erfüllen müssen und wer seine Aufgabe nicht erledigt, der muss sterben...

 Also erst einmal: Respekt an die Autorin, dass sie so eine geniale Geschichte geschrieben hat! Denn mich hat diese Geschichte noch einige Tage, nachdem ich sie beendet hatte verfolgt. Das Buch wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen, weil mich die Thematik sehr mitgenommen hat. Ich habe mich dadurch auch Gedanken über meine eigene Zukunft gemacht, da ich ja auf dem Weg bin Lehrerin zu werden und das Szenario eines Amoklaufes gar nicht so abwegig war. Zur Thematik muss man auch sagen, dass über einen Amoklauf zu schreiben jetzt nicht wirklich etwas neues ist, aber das was le-Lina Oppermann daraus gemacht hat ist sehr originell. Die Tatsache, dass der Amokläufer da ist und die "Opfer" zu bestimmten Aufgaben zwingt. Zu diesen Aufgaben muss man auch sagen, dass sie echt heftig waren. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder der andere vielleicht beim Lesen eine Träne vergossen hat - mich hat es "nur" sehr stark mitgenommen. Ich habe echt mit den Charakteren mitgefühlt.
Apropos Charaktere: obwohl man nur aus der Sicht von Fiona, Mark und Herrn Filler liest hatte ich das Gefühl zu wissen wie die anderen Schüler fühlen. Denn man hatte drei verschiedene Sichten auf das ganze Geschehen, was ich echt gut fand, denn das hat wiederum gezeigt, dass jede Person auf andere Details achtet und wenn ich ehrlich bin: manchmal ist es schon langweilig nur aus einer Sicht zu lesen. Da sind diese drei Perspektiven echt gut gekommen. Zu den Charaktere muss man sagen, dass sie sich echt verschieden waren und im Normalfall hätte ich den Lehrer wahrscheinlich nicht so gemocht, da er so sehr auf sich selbst fixiert ist, dass ihm seine Schüler egal sind. Aber in dem Moment, in dem diese eine Aufgabe erledigt werden musst, habe ich mit ihm mitgefühlt. Es hat mir so wie bei allen anderen auch das Herz zerbrochen. Ich hätte gedacht, dass es spätestens da aufhört, aber da lag ich falsch. Es war einfach nur krass, dass diese Klasse so lange gebraucht hat, um dem ganzen ein Ende zu setzen. Was mich neben der Aufgabe auch sehr mitgenommen hat war eine Aufgabe, die ich hier mal konkret nennen werde. (daher: VORSICHT SPOILER) Es geht darum, dass ein Mädchen gezwungen wird den Burger eines Schulkameraden zu essen. Im ersten Moment scheint es nicht so schlimm bis man dann erfährt, dass sie an Anorexie leidet. Ich habe mitgefühlt, weil ich tatsächlich weiß wie es sich anfühlt, wenn man sich in solch einer Situation befindet und dann zum Essen gezwungen wird. Es war grausam und im englischen würde ich jetzt das Wort "cruel" benutzen. Diese Stelle war tatsächlich die einzige, die mich fast zu Tränen gerührt hat und ich habe mich gefragt wie grausam man sein muss so etwas zu tun. (SPOILER ENDE) Zu den Charakteren will ich noch sagen, dass man sich sehr gut in diese hinein versetzen kann. Nicht nur in den Momenten, als sie selbst eine Aufgabe erfüllen, sondern auch die Momente, in denen sie beobachten was passiert.
Erstaunlich fand ich, dass die Autorin, obwohl es erst ihr Debüt ist und sie noch so jung ist, es geschafft hat das "Bild" des Menschen so gut darzustellen. Denn das ganze Buch zeigt einem wie weit man gehen würde, um sein eigenes Leben zu retten. Dass diese Message dahinter steckt, denkt man gar nicht, wenn man anfängt das Buch zu lesen.
Zum Ende möchte ich auch noch etwas sagen: die Wende, die es nimmt fällt nicht komplett aus dem Himmel, da von Anfang an kleine Andeutungen gemacht werden, aber dennoch: ich war schockiert und habe mich echt gefragt was einen Menschen zu so etwas treibt.
Zum Cover will ich auch noch was sagen: es ist sehr schlicht, was ich echt gut finde, denn es zieht trotzdem die Blicke auf sich, was vor allem damit zu tun hat, dass der Titel so groß ist und sich über das ganze Buch zieht. Übrigens habe ich während dem Lesen herausgefunden, dass es die Nahaufnahme einer Hand ist, was definitiv originell ist. Also ich hoffe jetzt echt, dass es eine Hand ist, sonst wäre es peinlich!🙈
Kleines Fazit von mir: wenn ihr Lust habt etwas in Richtung Amoklauf zu lesen, was nicht zu lang sein soll und was auch ein klein wenig Tiefgang hat, dann ist dieses Buch perfekt für euch! Aber ich kann generell empfehlen, dass ihr eventuell zu diesem Buch greifen solltet, denn für mich gehört es zu meinen Jahreshighlights 2017!

Bewertung

Von mir bekommt "Was wir dachten, was wir taten" auf jeden Fall 5 von 5 möglichen Sternen, obwohl...eigentlich würde ich lieber 10 von 5 Sternen geben! Also somit eine klare Leseempfehlung von mir!
Eure szebra

Zum Buch

Titel: Was wir dachten, was wir taten
Autorin: Lea-Lina Oppermann
Verlag: Beltz & Gelberg
Erscheinungstermin: 11. Juli 2017 (als eBook), 6. November 2017 (als Taschenbuch)
Preis: 12.95€ (Klappenbroschur); 11.99€ (eBook)
Seiten: 180
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Autorin
Lea-Lina Oppermann, geboren 1998 in Berlin, studiert Sprechkunst und Kommunikationspädagogik. Geschichten zu hören, zu lesen und zu erleben hat sie dazu gebracht, selbst mit dem Erzählen anzufangen. »Was wir dachten, was wir taten« ist ihr preisgekröntes Debüt.

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